Selbstbestimmung unter Druck? Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Europa
Im Dossier wird vorgestellt, wie die Institutionen der Europäischen Union mit dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch umgehen. Im Mittelpunkt stehen dabei aktuelle politische Initiativen, bei denen das Europäische Parlament eine besonders aktive Rolle spielt.
Im Interview erzählen Regionaldirektorin Caroline Hickson vom International Planned Parenthood Federation European Network und Regionaldirektorin Leah Hoctor vom Center for Reproductive Rights, was sie zur Unterstützung bei ihrer zivilgesellschaftlichen Arbeit im Einsatz für ein europaweites Recht auf Schwangerschaftsabbruch von der Europäischen Union erwarten und brauchen.
Dies auch vor dem Hintergrund von reaktionären Gegenkräften, die transnational miteinander vernetzt sind: Abbruchsgegner*innen wollen nicht nur Schwangerschaftsabbrüche verbieten, sie stellen europaweit die Gleichstellung der Geschlechter in Frage. So gefährden sie auch Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit.
Das Dossier wurde anlässlich des International Safe Abortion Day, dem internationalen Aktionstag für das Recht auf sicheren und legalen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen am 28. September 2023, veröffentlicht.
Regelungen und Versorgungslagen des Schwangerschaftsabbruchs im Ländervergleich
Eine Schwangerschaft auf Wunsch abzubrechen, ist eine Grundvoraussetzung für reproduktive Selbstbestimmung und damit für die Gleichstellung der Geschlechter. Restriktive Regelungen zu Schwangerschaftsabbrüchen verletzen die Menschenrechte und gefährden die Gesundheit von schwangeren Frauen*, nicht-binären und trans* Personen, die abbrechen wollen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen zu erleichtern. Die Realitäten in allen EU-Mitgliedstaaten weichen unterschiedlich stark von diesen Empfehlungen ab.
Das Arbeitspapier vergleicht Regelungen, Kostenübernahme und Versorgungslage sowie Daten zu Abbrüchen in Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Schweden und Spanien. Es bezieht sich auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, menschenrechtliche Standards im Bereich reproduktiver und sexueller Rechte und das Konzept der reproduktiven Gerechtigkeit. Alle fünf EU-Mitgliedstaaten sollten ihre Gesetzgebung und Versorgungssituation verbessern, um die Rechte und Gesundheit schwangerer Personen effektiv zu gewährleisten.
Das Arbeitspapier wurde ebenfalls am International Safe Abortion Day veröffentlicht.